Über das „Gute Sterben“

Armin Nassehi über das „Gute Sterben“: Warum wir heute länger sterben und was unsere Gesellschaft dabei lernt

Der einflussreiche Soziologe Armin Nassehi (s. Abbildung LMU) beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Wandel von Tod und Sterben in unserer Gesellschaft. In einem tiefgehenden Interview mit dem österreichischen Standard teilt er die überraschenden Erkenntnisse seines Forschungsprojekts „Vom guten Sterben‘“ und erklärt, wie sich unsere Vorstellungen von der letzten Lebensphase verändert haben.

Pflegeheim und Hospizdienst: Kooperation in Spannungsfeldern

32,99 

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ISBN 978-3-946527-07-7

Einblicke in einen gesellschaftlichen Wandel:

  • Wir sterben länger: Dank des medizinischen Fortschritts sind wir heute viel länger „Sterbende“ als in früheren Zeiten. Das Sterben ist zu einem hochgradig institutionenabhängigen und betreuten Vorgang geworden, der viel über unsere Gesellschaft verrät.
  • Fokuswechsel: Früher kreiste die Aufmerksamkeit um den Tod – die Endlichkeit und religiöse Fragen nach dem Danach. Heute rückt das Sterben in den Mittelpunkt: Wie stirbt man „angemessen“? Ohne Schmerz, nicht allein, psychosozial begleitet?
  • Die Erwartungen an Sterbende: Nassehi und sein Team beleuchten die starken Erwartungen an den „sprechenden Sterbenden“. So sollen Betroffene etwa ihr Schicksal „annehmen“ oder eine Lebensbilanz ziehen. Der Soziologe gibt zu bedenken, dass gutes Sterben auch bedeuten kann, diesen Kommunikationsanforderungen eben nicht nachzukommen, weil der Wunsch nach Alltagsfortsetzung überwiegt.
  • Ein „Segen“ und seine Tücken: Die Hospizbewegung bezeichnet Nassehi als einen Zivilisationsfortschritt. Gleichzeitig spricht er von der „Vermachtung des Sterbens“ – da Institutionen und Helfende unweigerlich Erwartungen und Machtverhältnisse erzeugen.
  • Der öffentliche Tod: Auch der assistierte Suizid und dessen öffentliche Ankündigung passen in unsere Zeit. Nassehi sieht darin eine erwartbare Entwicklung in der Inszenierungsgesellschaft, die einen produktiven Diskurs ermöglicht.

Fazit des Soziologen 

Sterben lässt sich nicht vollständig disziplinieren. Obwohl die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema eine gewisse Distanz ermöglicht, bleibt es für uns alle eine „sehr schwere Sache“.

Lesen Sie hier das vollständige Interview mit Armin Nassehi, um zu erfahren, wie sich Sterben und soziale Ungleichheit zueinander verhalten und welche Rolle Seelsorger im Umgang mit der Endlichkeit spielen.

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