Teilnahme an einem Befähigungskurs
„Mutiger mit dem Sterben befassen“ ist ein Motto von Gudrun Biesselt (siehe Abbildung), die einerseits als Koordinatorin im ambulanten Hospizdienst der Johanniter-Unfallhilfe e.V., Erfurt tätig ist und sich andererseits ehrenamtlich als Beisitzerin im Vorstand des Thüringer Hospiz- und PalliativVerbands engagiert. Es ist ihr persönliches Anliegen, die Themen Sterben und Trauer als Teil des Lebens mehr ins gesellschaftliche Bewusstsein zu rücken.
Wir haben Gudrun Biesselt als Leiterin eines Befähigungskurses für „Hospiz macht Schule“ kennengelernt.

„Hospiz macht Schule“ entstand vor genau 20 Jahren als Bildungsprojekt auf Initiative der Hospizbewegung Düren und des Bundesfamilienministeriums. Das überarbeitete Curriculum des Projektes ist im Jahr 2022 in Zusammenarbeit der Hospizbewegung Düren und dem DHPV e.V. herausgegeben worden. „Hospiz macht Schule“ ist ein Projekt, mit dem Hospize im Rahmen ihrer Öffentlichkeitsarbeit auf Grundschulen in der Region zugehen können. Sie laden dazu ein, Grundschulkindern das Thema Sterben und Trauer näherzubringen.
Spektrum Hospiz| SH: Frau Biesselt, wie kam es eigentlich dazu, dass Sie Trainerin für Befähigungskurse von „Hospiz macht Schule“ wurden?
Gudrun Biesselt | GB: Zunächst ist noch zu sagen, dass mein persönlicher Schwerpunkt bei der Mitarbeit im Vorstand die Vertretung der Kinderhospizarbeit ist. Ich sehe mich insofern als Ansprechpartnerin für die Koordinatorinnen der Kinderhospizdienste in Thüringen in Mitgliedschaft des THPV.
„Vor etwa acht Jahren hat der Thüringer Hospiz Verband für alle KoordinatorInnen in Thüringen, die damals tätig waren, einen Befähigungskurs angeboten. 2019 wurde dann im Thüringer Hospiz- und PalliativVerband die Entscheidung gefunden, dass es für den Landesverband zukünftig sinnvoll ist, eine eigene Trainerin für die Befähigungskurse von „Hospiz macht Schule“ zu haben. Ich habe mich dazu gemeldet und wurde anschließend zum Deutschen Hospiz und PalliativVerband nach Berlin eingeladen, um an einem Befähigungskurs für Trainerinnen teilzunehmen.
SH: Dann haben Sie sicher schon einige Kurse durchgeführt?
GB: Ja und nein, aufgrund von Corona waren es eher weniger Kurse, aber dennoch einige über die Jahre.
SH: Wo werden Kurse durchgeführt und wer sind die TeilnehmerInnen?
GB: Der DHPV e.V. und seine Mitgliedsorganisationen der Länder bieten regionale Qualifizierungskurse für „Hospiz macht Schule“ an. Sie beraten gern zur Organisation von Projektwochen in Grundschulen vor Ort. Unsere Befähigungskurse werden in der Regel in Erfurt an der Thüringer Hospizakademie angeboten. Erst unlängst, vor ein paar Wochen, waren wir aber einmal bei einem Hospizdienst in Jena auf einer Inhouse-Schulung. Aufgrund der Vielzahl an Interessenten, die aus drei Städten zusammenkamen, haben wir uns entschlossen, den Kurs einfach vor Ort anzubieten.
Bei den TeilnehmerInnen am Befähigungskurs handelt es sich überwiegend um Ehrenamtliche, teilweise sind es aber auch hauptamtliche Koordinatorinnen. Schließlich ist ja nicht jeder mit dem Projekt „Hospiz macht Schule“ schon vertraut. Mittlerweile hat es an vielen Stellen einen Generationenwechsel gegeben, sodass viele unserer Thüringer Koordinatorinnen das Projekt noch nicht kennen. In der Durchführung des Projekts vor Ort sind es allerdings überwiegend die Ehrenamtlichen.
SH: Wie viele Teilnehmerinnen sind denn pro Befähigungskurs zugelassen?
GB: Wir plädieren dafür, dass höchstens 18 Teilnehmer dabei sind oder Teilnehmerinnen. Bei den letzten Kursen waren es sogar eher 20. Und beim letzten Kurs, den wir vor sechs Wochen durchgeführt haben, waren es 15 Teilnehmerinnen.
SH: Welche Ausbildungsvoraussetzungen sollten denn die Teilnehmerinnen am besten mitbringen?
GB: Die TeilnehmerInnen am Befähigungskurs sollen auf alle Fälle schon als ehrenamtliche Sterbebegleiter ausgebildet worden sein und auch schon etwas Erfahrung in der Hospizarbeit haben. Nur dann kann es gelingen, dass sie den Kindern, mit denen sie dann das Projekt durchführen, auch von ihrer Tätigkeit berichten können. Sie sollten authentisch wirken können in dieser Woche mit den Kindern.
SH: Welche Inhalte vermitteln Sie denn in den Befähigungskursen?
GB: Das Projekt „Hospiz macht Schule“ ist besonders für Kinder der dritten und vierten Klassen in Grundschulen geeignet. Es vermittelt Kenntnisse für junge Menschen zum Umgang mit den Themen Sterben, Tod und Trauer. Das Curriculum der Projektwoche „Hospiz macht Schule“ wird in seiner Struktur, den Inhalten und Prozessen vorgestellt. Wir gehen auf angewendete Methoden und ihre Bedeutung für die Zusammenarbeit mit Kindern ein, wir sprechen über die Gestaltung des Elternabends und des Abschiedsfestes am Ende der Projektwoche, sowie über die Organisation solch einer Woche und den dafür benötigten Materialien.
Ein wichtiger Inhaltspunkt, der vermittelt wird, ist auch die Evaluation und Qualitätssicherung der Projektwoche. Die einzelnen Projekttage mit ihren jeweils eigenen Themen werden gemeinsam erarbeitet. Natürlich beleuchten wir auch das Thema „wie trauern Kinder in den jeweils unterschiedlichen Entwicklungsstufen“. Vermittelt wird, welche Voraussetzungen Ehrenamtliche für das Projekt benötigen, wie zum Beispiel: Teamfähigkeit, Zusammenarbeit, Kommunikation, Zeit
Das überarbeitete Curriculum enthält zudem auch andere Bildungsformate, die für zwei Tage, zwei Stunden oder für vier Stunden ausgelegt sind.
SH: Vermittelt der Kurs auch didaktische Erkenntnisse? Machen sie Vorschläge, wie man die Kinder mitnimmt?
GB: Ein Befähigungskurs ist nicht so der Frontalunterricht, wir arbeiten dort zusammen, denn viele TeilnehmerInnen arbeiten bereits methodisch mit Kindern und verfügen über Erfahrungen. Oftmals sind ja auch LehrerInnen dabei, die als Ehrenamtliche im Hospizdienst tätig sind oder ehemalige LehrerInnen, die methodische Erfahrungen mitbringen. Es wird diskutiert und wir sehen ob es mithilfe des Curriculums gut gelingen und umgesetzt werden kann.
SH: Waren Sie denn eigentlich selbst auch einmal in einer Projektwoche dabei?
GB: Ja, ich war 2019 einmal in Weimar bei einem Projekt dabei. Ich durfte die ganze Woche mitgestalten als eine der ehrenamtlichen Teilnehmerinnen. Das ist eine wunderbare Erfahrung, weil wir immer wieder erleben, wie unbeschwert Kinder mit dem Thema umgehen und wie wirkungsvoll es ist, auf Augenhöhe mit Kindern zu arbeiten. Der Austausch mit den Kindern ist für alle eine Win-Win-Situation.
Am Ende eines Kurses haben Kinder immer ein Verständnis dafür entwickelt, was Hospiz ist und sie haben den eigenen, natürlichen Umgang mit den Themen Krankheit und Sterben erlebt. Falls in der eigenen Familie jemand verstirbt, wissen sie von Ritualen und wissen mit der Situation umzugehen. Wir Erwachsene finden Sprache dafür, aber wie finden die Kinder Ausdruck im Umgang mit Verlusten, mit Trauer und Trösten.
SH: Wie geht es nach Abschluss des Befähigungskurses weiter?
GB: Als Trainerin bin ich Mitglied des Thüringer Hospiz- und Palliativverbandes und der Thüringer Hospizakademie. Über die Hospizakademie bleibe ich Ansprechpartnerin, auch nach dem Befähigungskurs für etwaige Anfragen für Mitarbeit oder für Öffentlichkeitsarbeit. Man kann sich also auch noch anschließend über den Verband an mich wenden oder man wendet sich direkt an unseren Akademieleiter, Herrn Markus Sternberg.
SH: Liebe Frau Biesselt, ganz herzlichen Dank für das Gespräch.
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Bei Interesse an der Durchführung eines Projekts von „Hospiz macht Schule“ wenden Sie sich bitte an:
Deutscher Hospiz- und PalliativVerband e.V.
Referentin für Bildung und Ehrenamt
Frau Isabel Kleibrink
Aachener Str. 10
Berlin
Telefon: 030 – 8200758-19
E-Mail: i.kleibrink@dhpv.de
Für inhaltliche Fragen zur Durchführung von Befähigungskursen:
Thüringer Hospiz- und Palliativverband e. V.Akademie
Marcus Sternberg oder Frau Gudrun Biesselt
Augustinerstraße 10, 99084 Erfurt
Fon 03 61 – 78 92 76 13, Mobil 0 172 – 783 12 46
Email: akademie@hospiz-thueringen.de oder g.biesselt@gmx.de