Hospizzimmer im Pflegeheim

Studie: Hospizzimmer im Pflegeheim – Ein Modell für ländliche Räume

Ein vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördertes Projekt zur Hospiz- und Palliativversorgung in strukturschwachen ländlichen Sozialräumen (HoPaSoz) zielt darauf ab, bestehende Infrastrukturen und Rahmenbedingungen hospizlich-palliativer Versorgungsangebote in ländlichen Sozialräumen innerhalb Deutschlands für die Zielgruppe der Erwachsenen zu analysieren. Im kürzlich vorgelegten Abschlussbericht der Studie wird neben anderen Projekten im ländlichen Raum, auch das Beispiel eines Hospizzimmers, integriert in eine Pflegeinrichtung untersucht.

Hintergrund und Ausgangslage

Gerade in strukturschwachen, ländlichen Regionen wie dem Ostallgäu fehlen oft eigene stationäre Hospize. Der Pflegebedarfsplan des Landkreises sieht deshalb den Ausbau dezentraler Angebote in bestehenden Einrichtungen wie Pflegeheimen vor.

Das 1×1 der Palliativen Geriatrie

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ISBN 9 783946 527497

Das Beispiel: Hospizzimmer im Pflegeheim Waal

Im Ort Waal (rund 2.400 Einwohner:innen) wurde 2022 ein sogenanntes Hospizzimmer eröffnet –eingestreut in ein kommunales Pflegeheim. Dieses Projekt wurde vom Bundesfamilienministerium gefördert und zeigt, wie auch ohne ein großes Hospiz wohnortnahe Versorgung möglich ist.

Bild: Hospizzimmer im Senioren- & Pflegeheim Waal

Ziel und Zielgruppe

Das Hospizzimmer bietet einen Platz für Menschen mit fortgeschrittener Erkrankung und begrenzter Lebenserwartung. Es ist gedacht für Situationen, in denen ambulante Versorgung nicht mehr ausreicht und Entlastung für Angehörige dringend nötig ist.

Was macht das Angebot besonders?

  • Helle, wohnliche Ausstattung mit Küchenzeile und Übernachtungsmöglichkeit für Angehörige
  • Palliative Care-Fachkräfte begleiten die Versorgung – angestellt beim Hospizverein, finanziert mit 20.000 € jährlich durch den Landkreis
  • Enge Zusammenarbeit mit Hausärzt:innen, SAPV-Teams, Ehrenamtlichen und Seelsorge

Herausforderungen in der Praxis

  • Planbarkeit: Kürzere Aufenthaltsdauer erschwert die Belegung
  • Verwaltung: Gleicher bürokratischer Aufwand wie bei regulären Bewohner:innen
  • Pflegekräfte: Teilweise fehlende Palliativ-Weiterbildung im Heimteam, aber: positiver Wissenstransfer durch Fachkräfte und Schulungen
  • Kosten: Anders als im klassischen Hospiz müssen Gäste hier Eigenanteile für Unterkunft und Verpflegung tragen. Bei Bedürftigkeit helfen Pflegehilfe oder Wohngeld.

Erfolge und Perspektiven

  • Sensibilisierung der Gemeinde für das Thema Sterben
  • Wissensaufbau im Heimteam, das auch reguläre Bewohner:innen besser palliativ begleiten kann
  • Würdige, wohnortnahe Versorgung – auch ohne spezialisiertes stationäres Hospiz
  • Übertragbares Modell für andere Regionen mit ähnlicher Versorgungslücke

Fazit für die Praxis

Das Hospizzimmer in Waal zeigt, wie auch in kleinen Gemeinden ein Ort des Sterbens in Würde entstehen kann – mit überschaubaren Mitteln, aber kluger Kooperation. Für viele Menschen kann ein solches Angebot – trotz struktureller Hürden – eine echte Alternative sein.

Zum Weiterlesen:

Download des Abschlussbericht https://shorturl.at/E90X5

Hospiz- und Palliativversorgung in strukturschwachen ländlichen Sozialräumen (HoPaSoz)

Projektlaufzeit 10.02.2023 – 28.02.2025

Leitung: PROF. DR. INGO NEUPERT, PROF. DR. CHRISTIAN SCHÜTTE-BÄUMNER

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