„Die Zeitschenkerin“
Ohne ehrenamtliches Engagement hätte sich die Hospizarbeit in Deutschland nicht etabliert – und ohne dieses wichtige und spannende Ehrenamt ist sie auch in Zukunft nicht denkbar. Der Hospiz- und Palliativbewegung ist es wichtig, dass das hospizliche Ehrenamt so vielfältig wie unsere Gesellschaft ist. Sie und ihr Bundesverband, der Deutsche Hospiz und PalliativVerband e.V., möchten junge Frauen, zunehmend Männer und mehr Menschen mit Mitgrationserfahrung für das Ehrenamt begeistern.
Die 25-jährige Katharina Schlenker aus Stuttgart gibt Beispiel. Sie hat ein Ehrenamt, das nur wenige in ihrem Alter teilen: Sie schenkt als Sterbebegleiterin todkranken Menschen ihre Zeit. Jede Woche besucht sie zwei Stunden lang todkranke Menschen. „Einen Menschen auf seinem letzten Lebensweg begleiten zu dürfen, ist eine total große Ehre“, sagt Schlenker.
Angefangen hat alles mit einem Zeitungsartikel, in dem FSJler für ein Hospiz gesucht wurden. Davor war Katharina Schlenker nicht bewusst, dass solche Orte des Sterbens existieren. Ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Hospiz in Esslingen prägte sie sehr und sie beschloss, der Tod solle von nun an ein fester Bestandteil ihres Lebens werden.

Katharina Schlenker bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit imHospiz Bethseda, Landau (c) SWR/Harald Schmuck
Nach dem FSJ zog Katharina Schlenker von Stuttgart nach Landau in der Pfalz, um Psychologie zu studieren. Während ihres Studiums in der Pfalz engagierte Katharina Schlenker sich im dortigen Hospiz Bethesda. „Jeder Gast, der hierherkommt, wird hier seine letzte Station haben.“ Auf diesen letzten Metern möchte sie die Menschen begleiten. Ihre Motivation: „Also irgendwo geht man nicht durch das Tal der Finsternis alleine, sondern man ist zu zweit.“
Schlenker: „lachen, singen und auch Grenzen setzen“
Katharina Schlenker glaubt, dass viele Menschen Vorurteile oder Ängste gegenüber Hospizen haben. Natürlich sei der Tod im Hospiz immer gegenwärtig. „Aber ich glaube, dass sich viele Leute auch vom Gegenteil überzeugen würden, wenn sie mal in ein Hospiz gehen würden und merken, dass das Leben eigentlich eine genauso große Rolle spielt, wenn nicht sogar eine größere Rolle.“ Es werde sehr viel gelacht und gesungen im Hospiz, insgesamt herrsche eine Wohlfühlatmosphäre.
Manchmal sei die ehrenamtliche Hospiz-Arbeit aber auch herausfordernd, berichtet Katharina Schlenker. Es brauche immer wieder Mut, die Hospizgäste – so werden die todkranken Menschen genannt, die im Hospiz leben – in ihren Zimmern zu besuchen. Sie musste auch lernen, Grenzen zu setzen und auf ihre eigenen Bedürfnisse zu achten. „Und ich würde sagen, ich bin auf einem guten Weg. Aber es ist ein Prozess“, so Katharina Schlenker.
Das Projekt „Zu jung fürs Thema Sterben“
In einem deutschlandweiten Projekt (2018-2022) wurden an zwölf Pilotstandorten zusammen mit jungen Menschen neue Ideen erprobt, wie man Menschen unter 30 Jahren mit den Themen und Botschaften der Hospizarbeit erreichen und sie für ein Ehrenamt in der Hospizarbeit begeistern kann.
Das Projekt war ein Experimentierraum für Innovationen. Ziel war es, Erfahrungen, Best-Practice-Beispiele und Materialien aus dem Projekt in die Hospizbewegung zu tragen und so ein buntes vielfältiges Ehrenamt zu stärken.
Soziale Entwicklungsprozesse anregen und begleiten!
Am Anfang stand die Idee der einzelnen Standorte und der Mut, sich auf eine Entwicklungsreise zu begeben. Das Projekt startete ergebnisoffene Entwicklungsprozesse, die im Dialog über zentrale Veranstaltungen eng begleiten wurden. Projektansätze und Umsetzungsschritte wurden gemeinsam in der Gruppe aller Standorte mit einem wissenschaftlichen Team reflektiert und angepasst – manche Idee sogar verworfen und ein neuer Weg eingeschlagen. Auch aus diesem vermeintlichen „Scheitern“ oder „Unfertigen“ leitet das Projekt seine Erkenntnisse ab.
Das Projekt bot den Diensten an den Standorten einen Rahmen, der Sicherheit vermittelt und Qualität gesichert und gleichzeitig Freiräume für Kreativität und Gestaltung geschaffen hat.
Weiterlesen…
ARD/SWR Beitrag: „Die Zeitschenkerin“ https://www.ardmediathek.de/video/echtes-leben/die-zeitschenkerin/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzIyMjczMTI
Kontakt und Informationsseiten des DHPV zum Thema „Junges Ehrenamt“: https://www.dhpv.de/themen_ehrenamt_junges-ehrenamt.html