Zugang zu Palliativstationen in Deutschland – neue Studie untersucht Erreichbarkeit

Eine neue wissenschaftliche Untersuchung hat den Zugang zu Palliativstationen in Deutschland umfassender analysiert. Ziel der Studie war es, herauszufinden, wie gut Menschen mit schweren, unheilbaren Erkrankungen eine Palliativstation innerhalb kurzer Zeit (ca. 30 min Fahrtzeit) erreichen können – und wo es regionale Unterschiede gibt.

Hintergrund ist, dass immer mehr Menschen in einem hohen Alter sterben und der Bedarf an palliativmedizinischer Versorgung weiter wächst. Damit jede und jeder Zugang zu einer würdevollen Begleitung am Lebensende hat, müssen entsprechende Angebote in erreichbarer Nähe bestehen. Gesetzlich ist festgelegt, dass Palliativversorgung flächendeckend verfügbar sein soll. Doch bislang fehlten genaue Daten, wie weit Patientinnen und Patienten tatsächlich fahren müssen, um eine Palliativstation zu erreichen.

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ISBN 978-3-946527-27-5

In der Studie wurden 372 Palliativstationen mit insgesamt über 3.200 Betten in ganz Deutschland erfasst. Dabei wurde erstmals eine geografische Analyse durchgeführt, die sowohl die Zahl der verfügbaren Betten (also die „Verfügbarkeit“) als auch die Fahrzeit mit dem Auto (die „Erreichbarkeit“) berücksichtigt. Mithilfe eines speziellen Berechnungsverfahrens („Enhanced Two-Step Floating Catchment Area“) wurde bestimmt, wie viele Menschen in einem Umkreis von 30 Minuten Fahrzeit Zugang zu einer Palliativstation haben.

Das Ergebnis:

Insgesamt ist der Zugang in Deutschland gut. In den meisten Regionen können Patientinnen und Patienten eine Palliativstation innerhalb einer halben Stunde erreichen. Besonders gut versorgt sind die großen Städte und Ballungsräume – etwa das Ruhrgebiet, Berlin, Hamburg oder Stuttgart. Hier gibt es viele Einrichtungen auf engem Raum. In ländlichen Gebieten hingegen zeigen sich Unterschiede: Während einige Landkreise gut ausgestattet sind, haben in anderen bis zu einem Drittel der Gemeinden keine Palliativstation in 30 Minuten Entfernung.

Bundesländer wie das Saarland, Sachsen und Thüringen schneiden überdurchschnittlich gut ab. Dagegen gibt es in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein Regionen mit spürbaren Versorgungslücken. Dort müssen Patientinnen und Patienten teilweise deutlich längere Wege in Kauf nehmen. Besonders in dünn besiedelten Gegenden kann dies eine große Belastung sein – sowohl für die schwerkranken Menschen selbst als auch für ihre Angehörigen, die sie regelmäßig besuchen möchten.

Die Autorinnen und Autoren weisen darauf hin, dass lange Anfahrtswege die Versorgungsqualität beeinträchtigen können. Transporte zu weit entfernten Kliniken sind für schwerkranke Menschen belastend und binden zugleich Rettungsdienstkapazitäten. Zudem kann eine weite Entfernung den wichtigen Kontakt zwischen Patientinnen und Patienten und ihren Angehörigen erschweren.

Krankenhausreform gefährdet Erreichbarkeit?

Für die Zukunft sehen die Forschenden mehrere Herausforderungen. Eine geplante Reform der Krankenhausstrukturen könnte kleine Kliniken in ländlichen Regionen gefährden – und damit auch wohnortnahe Palliativstationen. Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse, dass es nicht ausreicht, nur die Zahl der Betten zu betrachten. Entscheidend ist, ob die Angebote in angemessener Zeit erreichbar sind.

Die Studie empfiehlt, die Planung der Palliativversorgung stärker an den tatsächlichen Bedürfnissen der Bevölkerung auszurichten. Neben der geografischen Erreichbarkeit sollten auch demografische und soziale Faktoren berücksichtigt werden, etwa das Durchschnittsalter oder die familiäre Situation in einer Region. Zudem sollte geprüft werden, wie ambulante und stationäre Angebote besser miteinander verzahnt werden können, um eine kontinuierliche Begleitung zu gewährleisten.

Insgesamt zeigt die Untersuchung ein positives Bild: Deutschland verfügt über ein dichtes Netz an Palliativstationen und viele Menschen haben einen schnellen Zugang. Dennoch bleiben regionale Unterschiede bestehen, besonders in ländlichen Gebieten. Um auch künftig eine würdige und erreichbare Versorgung am Lebensende zu sichern, braucht es gezielte Planung, gute Abstimmung der Versorgungsstrukturen und politische Aufmerksamkeit für die besonderen Bedürfnisse schwerkranker Menschen und ihrer Angehörigen.

Zum weiterlesen

Wenn Sie die Zusammenfassung der originalen Studie lesen möchten, finden Sie diese hier: https://shorturl.at/xuHVh

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