In Würde gehen: Anonyme Bestattungen
Was passiert mit Verstorbenen, die keine Familie oder finanzielle Mittel haben? In der Regel werden sie anonym und unpersönlich vom Ordnungsamt bestattet.
Normalerweise kümmern sich die Hinterbliebenen um die Beerdigung eines Verstorbenen. Wenn jemand im Altenheim oder Hospiz stirbt oder tot aufgefunden wird, versuchen die Behörden, die Hinterbliebenen zu ermitteln.
Wenn es keine Hinterbliebenen gibt oder diese sich die Bestattung nicht leisten können, greift in Deutschland die sogenannte ordnungsbehördliche Bestattung. In diesem Fall wird der Verstorbene möglichst kostengünstig, anonym und ohne Trauerfeier bestattet.
Statistiken zu Sozialbestattungen in Deutschland zeigen, dass die Sozialhilfeträger im Jahr 2023 rund 51,1 Millionen Euro für Sozialbestattungen ausgegeben haben. Dies entspricht einem Rückgang von 15,7 % im Vergleich zu 2013. Sozialbestattungen werden übernommen, wenn die bestattungspflichtigen Personen die Kosten nicht tragen können.
Sozialbestattungen in Deutschland (2013-2023):
Jahr | # Sozialbestattungen | +/- % | Kosten EUR | pro Bestattung |
2013 | 23.488 | 60.600.000 | 2.580 € | |
2014 | 23.010 | -2% | 59.094.430 | 2.568 € |
2015 | 23.389 | 2% | 61.679.217 | 2.637 € |
2016 | 21.434 | -9% | 59.600.000 | 2.781 € |
2017 | 20.227 | -6% | 57.250.000 | 2.830 € |
2018 | 19.211 | -5% | 53.700.000 | 2.795 € |
2019 | 17.631 | -13% | 57.713.322 | 3.273 € |
2020 | 16.995 | -12% | 51.392.843 | 3.024 € |
2023 | 15.800 | -18% | 51.100.000 | 3.234 € |
Quelle: Aeternitas e.V., Stat. Bundesamt
Nach Paragraph 74 des Sozialgesetzbuchs XII (SGB XII) müssen Sozialhilfeträger die Kosten einer einfachen, ortsüblichen Bestattung übernehmen, wenn die Vermögens- und Einkommensverhältnisse des Antragstellers dies erfordern. Die Antragsteller müssen jedoch tatsächlich auch dazu verpflichtet sein, im vorliegenden Fall die Bestattungskosten zu tragen.
Die zuständigen Ämter setzen jedoch unterschiedliche Maßstäbe an, welche Leistungen für eine Bestattung erforderlich sind und welche Kosten am Ende übernommen werden. Darüber hinaus kommt es immer wieder zu Problemen, weil Anträge fälschlicherweise abgelehnt werden oder die Bearbeitungszeit sich über viele Monate erstreckt.
Hospiz in Recklinghausen ermöglicht würdevollen Abschied
Der WDR berichtete in seiner Sendung WDR Lokalzeit Füreinander über eine bemerkenswerte Initiative in Recklinghausen. Katja Niens, eine Hospizmitarbeiterin, sprach ein berührendes Gedicht vor dem Grab eines verstorbenen Patienten namens Norbert. Sie stand mit anderen Trauernden um die Urne herum, einige Tränen flossen.
Obwohl die meisten der Anwesenden auf dem Südfriedhof in Recklinghausen Norbert erst seit etwa einem halben Jahr kannten, waren sie tief betroffen. Katja Niens trug ihr Gedicht nicht für einen Verwandten oder Freund vor, sondern für ihren Patienten aus dem Hospiz. Die meisten anderen Trauergäste waren ebenfalls Mitarbeiter des Hospizes.
Um sicherzustellen, dass Menschen aus dem Hospiz nicht mehr anonym bestattet werden, hat das Team vom Hospiz zum heiligen Franziskus in Recklinghausen, angeführt von Geschäftsführer Diakon Dr. Michael Stephan Kornau, eine Initiative ins Leben gerufen. Mit Unterstützung ehrenamtlicher Helfer wollen sie dafür sorgen, dass auch diejenigen, die keine Angehörigen haben oder sich eine Beerdigung nicht leisten können, einen würdevollen Abschied erhalten.
Bisher war es dem Hospiz-Team oft nicht möglich, zu erfahren, was mit den Verstorbenen geschah. Mit dieser Initiative wollen sie sicherstellen, dass jeder, der ihre Fürsorge erhält, einen würdevollen Abschied bekommt.
Seit 2024 kümmert sich das Hospiz um Beerdigungen. Seitdem wurden vier Menschen auf dem Gräberfeld des Hospizes bestattet, darunter der Wohnungslose Werner und ein Flüchtling aus der Ukraine. An sie erinnern Findlingsgrabsteine. Nun folgt Norbert, der ein halbes Jahr im Hospiz verbrachte und kaum Kontakt zu seiner Familie hatte.
Hospiz-Chef Kornau erklärt, dass sie alle, die zu ihnen kommen, fragen, wie es nach ihrem Tod weitergehen soll. Norberts ausdrücklicher Wunsch war es, auf dem Gräberfeld des Hospizes begraben zu werden. Ein Trauergast schließt die Trauerfeier mit den Worten: „Danke, dass es dich gab und in unseren Gedanken immer noch gibt“, und legt einen Kranz nieder. Es ist keine Trauerfeier für einen Unbekannten, sondern für Norbert.
Zum Weiterlesen:
https://www.aeternitas.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Sozialbestattung_Statistik_Ausgaben.pdf
https://www.aeternitas.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Sozialbestattung_Statistik_Empfaenger.pdf
https://www1.wdr.de/lokalzeit/ehrenamt/bestattung-hospiz-fuer-einsame-und-unbekannte-100.html