Rezension von Dr. med. Gabriele Will (8/2018) zu "Die Kunst der Begleitung"
Diesem Mehrautorenbuch liegt eine empirisch-qualitative Studie zu Grunde, die Teil des vom Hospiz- und Palliativverband Deutschlands geförderten Verbandprojektes „ Ehrenamtlichkeit und bürgerschaftliches Engagement in der Hospizarbeit – Merkmale, Entwicklungen und Zukunftsperspektiven“ ist, an dem sich mehrere Universitäten und Hochschulen beteiligen.
Man geht davon aus, dass in der ehrenamtlichen Hospizarbeit ein Generationswechsel stattfindet. Es besteht dabei die Gefahr, dass Wissen und Erfahrung und die Kultur der „ersten Generation“ nicht weitergegeben werden.
Durch das Forschungprojekt, an dem 281 Ehrenamtliche teilnahmen, sollen Erfahrungen, Wissen und die Kultur des Helfens sichtbar gemacht werden und für die Nachwelt bewahrt werden.
Auch wenn im Untertitel die Relevanz für die Gesellschaft betont wird, so ist dieses Buch aber auch eine vortreffliche Lektüre für ehrenamtliche SterbebegleiterInnen. Sie finden sich wieder in den geschilderten Situationen, mit ihren Gefühlen des Beschenktseins, der Herausforderung an die eigene Intuition und in dem Aushalten von Ohnmacht und auch Ablehnung.
Die übersichtliche Gliederung und die populärwissenschaftliche Sprache machen das Buch trotz des schwer verdaulichen Inhalts leicht lesbar. Gelegentlich stößt man auf Redundanz, was wohl der Mehrautorenschaft geschuldet ist.
Vermisst habe ich Erfahrungen mit der Begleitung von Menschen aus anderen Kulturen oder Religionen ( Gastarbeiter, Migranten, Flüchtlinge ), die den Ehrenamtlichen immer mehr interkulturelle und interreligiöse Kompetenzen abverlangen.
Obwohl dargestellt wird, dass Hospizarbeit immer mehr losgelöst von christlichen Traditionen und Bildern stattfindet, sich also immer mehr im säkularen Kontext bewegt, bleibt leider unerwähnt, dass Sterbende ohne Jenseitsvorstellung eigene Bewältigungsstrategien brauchen.
Es wird sehr deutlich, welche Voraussetzungen ( Tugenden ) Ehrenamtliche in der Sterbebegleitung mitbringen müssen:
Mut, Intuition, das Einfühlen, die Selbstrücknahme und das berühmte „ Einfach da sein“.
Die außerordentliche Wertschätzung für die ehrenamtliche Hospizarbeit zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch und besticht durch die dabei gewählte achtsame Sprache.
Letzteres führt dazu, dass das Buch unter der Fülle der Bücher, die sich dieses Themas annehmen, eine Sonderstellung einnimmt. Somit ist es auch lesenswert für alle, die meinen, zu dem Thema Hospizarbeit sei schon alles gesagt.
Ehrenamtliche im Hospiz öffentlich würdigen