Marco Cappato, italienischer Politiker und ehemals Mitglied in verschiedenen linksorientierten bis linksradikalen Gruppierungen und Parteien, möchte mithilfe eines Referendums eine Volksabstimmung zur Legalisierung des assistierten Suizids herbeiführen. Er saß als Politiker in der UNO in New York und dem Europäischen Parlament. Dort stritt er unter anderem für die Legalisierung bestimmter Drogen.

Seit einigen Jahren kämpft er nun mit der „Associazione Luca Coscioni“ für das Recht auf assistierten Suizid. Luca Coscioni, ein Parteifreund Cappatos, gründete Mitte der 00-er Jahre diese Organisation, die sich beispielsweise für die Legalisierung der embryonalen Stammzellenforschung einsetzte. Er selbst war an ALS erkrankt und  starb 2006 an dieser Krankheit. Coscioni starb vollständig gelähmt, unfähig zu sprechen, an akutem Versagen der Atmungsorgane. Cappato nahm dies zum Anlass und seit dieser Zeit kämpft er mit anderen Aktivisten für die Legalisierung des assistierten Suizids. Lange Zeit galt dies in Italien als aussichtsloses Unterfangen.

Im Februar 2014 verunglückte der in Italien bekannte DJ Fabiano Antoniani bei einem Verkehrsunfall. Er war von diesem Moment an querschnittsgelähmt und erblindet. Nach einigen erfolglos verlaufenden Therapien äußerte er den Wunsch, Sterbehilfe zu erhalten – in Italien unmöglich. Schließlich fuhr 2017 der damals 39-jährige Antoniani, von Luca Cappato begleitet, in die Schweiz zum Schweizer Verein Diginitas, wo er nach Einnahme einer tödlichen Medikamentendosis starb.

Nach seiner Rückkehr zeigte sich Cappato in Italien selbst an. Der Fall ging vor das Mailänder Geschworenengericht. Dort wurde das Verfahren ausgesetzt und dem italienischen Verfassungsgericht vorgelegt, mit der Frage, ob der hier geltende Art. 580 codice penale* (Verbot der Anstiftung oder Beihilfe zum Suizid, Strafmaß: fünf bis zwölf Jahre Freiheitsentzug) noch als verfassungsmäßig betrachtet werden könne. Im Oktober 2018 beschloss das italienische Verfassungsgericht, dass der Art. 580 so verbessert werden müsse, dass die heute anerkannten Interessen des Einzelnen/der Einzelnen besser berücksichtigt werden. Dies war auch in Italien ein so nicht von der Allgemeinheit erwartetes Urteil und sorgte damit für hohes Aufsehen.

Cappato wurde daraufhin freigesprochen. Nun startete die Associazione Luca Coscioni unter seiner Führung in diesem Jahr eine Initiative zur Freigabe der aktiven Sterbehilfe, einer Reformierung des Art. 580 bei unheilbar kranken Menschen. Die gesetzlich vorgeschriebene Menge an Stimmen (500.000) war nach wenigen Wochen erreicht. Es wird davon ausgegangen, dass das Referendum 2022 abgehalten werden wird.

Bestürzt äußert sich der Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, Erzbischof Vincenzo Paglia: Alles, was nicht einem bestimmten Ideal von Gesundheit, Jugendlichkeit und Wohlempfinden entspräche, werde an den Rand gedrängt. Aufgabe der Kirche müsse es deshalb sein, unermüdlich daran zu erinnern, dass Schwäche und Gebrechlichkeit ein elementarer Bestandteil der menschlichen Natur sei, so der Erzbischof weiter.

*Der codice penale entspricht im Wesentlichen unserem Strafgesetzbuch.

Eine Antwort auf den Beitrag “Italien

  • Konrad Lappe

    Vielen Dank für die Nachricht.
    Ich halte es dann aber auch für angebracht und journalistische Sorgfaltspflicht, auch in der Überschrift nicht von aktiver Sterbehilfe zu sprechen sondern von assistiertem Suizid. Und auch im vorletzten Absatz werde diese beiden doch recht verschiedenen Sachverhalte nebeneinander verwendet.

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