Krebsversorgung in Österreich bis 2040

Ärztegesellschaft fordert neue Berufsbilder und Finanzmittel für Palliative Care und Krebsvorsorge

Mit dem „Österreichischen Krebsreport 2023“ stellten die Österreichische Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (OeGHO) und die Österreichische Krebshilfe zu Beginn des Jahres einen umfassenden Überblick über Früherkennung, Forschung und Versorgung von Menschen mit Krebs vor. Dabei wurde dringlich auf notwendige Maßnahmen hingewiesen, um eine optimale onkologische Versorgung bis 2040 zu gewährleisten.

Die WHO prognostiziert bis 2040 eine Verdoppelung der Krebsneuerkrankungen auf etwa 29 bis 37 Millionen Neuerkrankungen Menschen weltweit. Auch für Österreich wird von einer steigenden Zahl der Krebsneuerkrankungen ausgegangen. Aktuell erkranken jedes Jahr etwa 45.000 Menschen in Österreich an Krebs, rund 400.000 leben mit einer Krebsdiagnose. Die Anzahl der Krebsneuerkrankungen steigt – der Prognose entsprechend bis 2030 auf mehr als 50.000 jährlich. Die Anzahl der mit einer Krebsdiagnose lebenden Menschen steigt damit von aktuell 400.000 auf knapp 460.000 im Jahr 2030.

„Wir sehen diese Entwicklung mit großer Sorge,“ so Univ.-Prof. Dr. Ewald Wöll, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie. „Die onkologische Versorgung von Menschen mit Krebs steht bereits jetzt – nicht zuletzt durch den bekannten Personalmangel – vor großen Herausforderungen. Wenn wir in den nächsten Jahren einerseits mit einer massiven Zunahme von Neuerkrankungen konfrontiert sind und andererseits mit einer erfreulich längeren Überlebenszeit, müssen JETZT dringende Maßnahmen umgesetzt werden, um auch weiterhin eine optimale onkologische Versorgung – in jeder Phase der Erkrankung – zu gewährleisten.“

Maßnahme 1:
Etablierung von „Cancer Nurses“ als spezialisiertes Berufsbild

Um die Herausforderungen der stetig ansteigenden onkologischen Versorgung, insbesondere in der Pflege, in Zukunft zu bewältigen, erscheint es sinnvoll neue Berufsbilder in der Pflege zu etablieren. Das Berufsbild der „Cancer Nurse“ sowie der „Advanced Cancer Nurse“ ist eine Chance für das Gesundheitssystem und stellt eine wichtige spezialisierte Rolle in der Pflege von Menschen mit Krebs dar..

Maßnahme 2:
Einsatz von mehr als 100 Mio. EUR für den Ausbau von Palliative Care

Krebshilfe und OeGHO verweisen als weitere wichtige Maßnahme auf den seit 2022 angekündigten und zugesagten Ausbau von „Palliative Care & Hospizversorgung“ in Österreich. „Der Bedarf an Hospiz- und Palliativversorgung wird in den kommenden 25 Jahren erheblich ansteigen,“ so Univ.-Prof. Dr. Armin Gerger, wissenschaftlicher Leiter des Österreichischen Krebsreports. Gerger weiter: „Aktuell kann noch keine genaue Angabe darüber gemacht werden, wann und in welchem Umfang die versprochenen Gelder in Höhe von 108 Mio. Euro für den Ausbau eingesetzt werden können.“

Maßnahme 3:
Aufnahme von „Psycho-Onkologie“ in die Regelfinanzierung

Die Österreichische Krebshilfe weist darauf hin, dass die meisten Krebspatient:innen im Laufe ihrer Erkrankung massive psychische Symptome (v.a. Depressionen und Progredienzangst) entwickeln, die von Psycholog:innen mit psychoonkologischer Zusatzqualifikation – wie den Berater:innen der Krebshilfe – effizient behandelt werden können. „Psychoonkologische Unter- oder Mangelversorgung wirkt sich nicht nur negativ auf die Möglichkeiten zur emotionalen Bewältigung der Erkrankung aus, sondern auch auf die Perspektive einer möglichst schnellen Reintegration in Alltag und Beruf,“  so Krebshilfe-Präsident Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda. Sevelda fordert daher die „Psychoonkologie“ in die Regelfinanzierung der Sozialversicherungsträger aufzunehmen.

Zum Weiterlesen:

Der Österreichische Krebsreport ist auf www.krebsreport.at zugänglich.

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