Die Zahlen aus den Niederlanden sind weiterhin erschreckend und uns erreichen unterschiedliche Zahlen. Doch die Zahl lag bei über 7.000 Todesfällen, was einer Steigerung von neuen Prozent entspräche. Laut Ärztezeitung starben 6705 Menschen nach Tötung auf Verlangen, vorgenommen von einem Arzt, 216 Menschen erhielten Hilfe bei der Selbsttötung. Zwei Dinge sind uns aber als besonders erschütternd wieder ins Auge gefallen. 1. Bei über einem Prozent der Verstorbenen (88 Menschen) lag eine psychische Erkrankung vor und 2. der Sterbeort. In 475 Fällen fand die Tötung in einem Hospiz statt.

Wie ist Ihre Meinung zu diesem Thema: Sollten Hospize es Ihren Gästen freistellen, wie sie im Hospiz sterben möchten? Schreiben Sie uns.

5 Antworten auf den Beitrag “Niederlande

  • Alexander Kulla

    Um in ein Hospiz zu kommen braucht es ja zum Glück eine Indikation. Diese Indikation kann nicht sein, dass man den assistierten Suizid in Anspruch nehmen möchte. Psychische Erkrankungen sind ebenso keine Indikation für eine Aufnahme in ein Hospiz, somit stellt sich diese Frage bei uns nicht. Ich gehe auch davon aus, dass der assistierte Suizid in unseren Hospizen kaum ein Thema sein wird.

    Hinzufügen muss ich aber auch, dass ich die Zahl von 1% der Verstorbenen mit psychischen Erkrankungen nicht wirklich beunruhigend finde. 88 Menschen? In welchem Zeitraum? Hier finde ich den Beitrag einfach dramatisierend gestaltet. Das schadet leider der ganzen Debatte. Ist fast wie mit den Corona-Zahlen – reißerische Berichterstattung.

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    • der hospiz verlag

      Sehr geehrter Herr Kulla,
      leider muss ich Ihnen widersprechen. Die Zahlen werden jährlich von der Niederländischen Euthanasie-Kontrollkommission veröffentlicht. Diese im Beitrag genannten Zahlen wurden für das Jahr 2020 veröffentlicht. Das sind Fakten und keine reißerische Berichterstattung. Sie können dies gerne im Originals nachlesen, hier der Link:
      file:///C:/Users/karin/Downloads/2101423_RTE-jaarverslag-2020_DRUK.pdf
      oder auch ein Beitrag in der Ärztezeitung weist darauf hin:
      https://www.aerztezeitung.de/Politik/Fast-7000-Niederlaender-sterben-auf-eigenen-Wunsch-419152.html

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      • Herr M.

        Ich muss mich da der Sichtweise von Herrn Kulla anschließen. Die Zahlen sind wohl Fakten, aber ihre Interpretation und Bewertung sind doch subjektiv. Ich finde es schwierig, wenn subjektive Bewertungen als objektive Wahrheiten hingestellt werden (Das ist schrecklich! Erschütternd!). Ich empfinde dies als moralisierend und der Debatte abträglich. Natürlich braucht es eine Haltung, aber diese Haltung muss doch auch andere, möglicherweise diametral entgegen gesetzte Haltungen akzeptieren.

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        • der hospiz verlag

          Sehr geehrter Herr M.,
          ja, ich habe die Fakten bewertet. Doch hinter diesen Fakten/Zahlen stecken Menschenleben, die beendet wurden. Und es muss erlaubt sein, diese Tötungen nicht neutral zu betrachten, sondern sie eben als erschreckend zu empfinden. Niemand erwartet, dass Sie diese Meinung teilen. Zudem ist auch in den Niederlanden und auch bei ehemaligen Mitgliedern der Kommisssion Zweifel vorhanden, ob diese Praktiken wirklich zu rechtfertigen sind. Ein Beispiel:
          2016 hatte eine Ärztin bei einer schwer an Demenz erkrankten Frau aktive Sterbehilfe geleistet. Die 74-jährige hatte im Vorfeld (Krankheitsgrad wurde nicht angegeben) in einer Patientenverfügung verfügt, dass sie im Fall eines unerträglichen Leidens aufgrund der Demenz sterben wollte. Zum Zeitpunkt der Sterbehilfe war die Frau nicht mehr ansprechbar, hatte sich aber gewehrt. Der Fall ging vor Gericht, die Ärztin wurde freigesprochen.
          Woher weiß die Ärztin, dass in diesem Moment ein unerträgliches Leiden vorlag? Aus vielen Untersuchung zu schweren Krankheitsverläufen wissen wir, dass Menschen im Laufe einer Erkrankung sehr wohl Ihre Einstellung gegenüber einer vorzeitigen Beendigung des Lebens ändern. Das konnte hier nicht festgestellt werden, die Frau war nicht mehr ansprechbar. Nur Fakten zählen?
          Eine letzte Anmerkung: Hospiz sollten Orte der Begleitung am Ende des Lebens sein. Dort soll das Leben weder verlängert noch verkürzt werden. Bei 475 Menschen war dies nicht der Fall. Wofür soll Hospiz stehen?

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  • Gisela Knauf

    Der assistierte Suizid steht dem Hospizgedanke diametral entgegen: keine lebensverlängernden, aber eben auch keine explizit lebensverkürzende Maßnahmen, sondern palliative und mitmenschliche Begleitung von Gast und Angehörigen.

    Während meiner fast zwanzigjährigen Arbeit in stationären Hospizen wurde immer wieder der Wunsch nach “der Spritze” an uns herangetragen, vor allem in den ersten Tagen des Aufenthalts und nicht nur vom Hospizgast, sondern auch von oft überforderten oder erschöpften Angehörigen. Durch die umfassende Pflege und Betreuung ist dieser Wunsch in fast allen Fällen vollständig in den Hintergrund gerückt.
    Hier sehe ich die Aufgabe für uns als Gesellschaft: Wie gehen wir mit Schwachen um und wie können wir endlich auch außerhalb von Hospizen Räume schaffen, die es Menschen möglich macht, sich in diesen schweren Situationen sicher auf andere und eine umfassende Betreuung verlassen zu können.

    Im Gespräch mit Kolleginnen hat sich übrigens gezeigt, dass keine einzige von ihnen damit einverstanden wäre, in unserem Hospiz bei einem Suizid zu assistieren oder das auch nur “am Rande” mitzutragen.

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