Hospizkultur und Palliativkompetenz in der stationären Altenhilfe: Kann eine Fachstelle die Qualifizierung und Zusammenarbeit stärken?

Das Hospiz- und Palliativgesetz (HPG) strebt seit 2015 den Ausbau und die Verbesserung der palliativen Versorgung sowie hospizlichen Begleitung am Lebensende an. Die Bedeutung von Palliativkompetenz und Hospizkultur in stationären Alten- und Pflegeheimen wird durch die immer kürzer werdenden Verweildauern sowie steigenden Krankenhauseinweisungen in den letzten Lebenswochen der Bewohner*innen verstärkt. Alten- und Pflegeheime sind daher als wichtige Versorgungsinstitutionen und Sterbeorte in der letzten Lebensphase in besonderem Maße von den gesetzlichen Bestrebungen des HPG betroffen.

Im Dezember 2018 wurde in München eine Fachstelle „Palliativversorgung in der stationären Altenhilfe in Stadt und Landkreis München“ geschaffen. Die Stelle ist am Christophorus Hospiz Verein e.V. (CHV) angesiedelt.

Im Sinne des HPG bedeutet dieser Zuschnitt, dass die Fachstelle Pflegeeinrichtungen und deren Träger, Hospizdienste und Palliative-Care-Teams berät, Fortbildungsangebote entwickelt und durchführt sowie Qualifizierungsmaßnahmen für Haupt- und Ehrenamtliche unterstützt, bisherige Konzepte auswertet und/oder neue entwirft, Handlungsempfehlungen erarbeitet, an Hospiz- und Palliativnetzwerken mitwirkt und mit Bildungsträgern sowie Fachgesellschaften zusammenarbeitet. Seit Februar 2019 wird die Ausrichtung der Fachstelle von der Universität Augsburg mit Blick auf die ihre konkrete, praktische Arbeit mit einer Begleitstudie begleitet. Die Ergebnisse der Studie wurden im Dezember 2023 vorgelegt.

Über drei Befragungsrunden wurden Daten mittels 198 Fragebögen und 32 Interviews mit Vertreter*innen der Alten- und Pflegeheime im Stadt- und Landkreis München erhoben. Damit konnten mehr als die Hälfte der Pflegeeinrichtungen in der Region erreicht werden.

Die Pflegeeinrichtungen in Stadt und Landkreis München besaßen zum Zeitpunkt der Befragungen bereits diverse Kooperationsbeziehungen mit unterschiedlichen Versorgungsakteur*innen. Besonders die Zusammenarbeit mit Hospizdiensten und SAPV-Teams war intensiv und gemäß den Antworten der Einrichtungsleitungen von hoher Qualität.

Die evaluierten Pflegeinrichtungen sahen zu Beginn der Befragungen bereits Optimierungspotentiale bei der psychosozialen Begleitung durch Haupt- und Ehrenamtliche, erkannten Qualifizierungsbedarfe und sahen Verbesserungsbedarfe in der palliativmedizinischen und -pflegerischen Versorgung.

Bei der ZWEITBEFRAGUNG wurde die Bedeutsamkeit der Ehrenamtlichen bei der Versorgung und Begleitung schwerkranker und sterbender Bewohner*innen

durch deren Abwesenheit in der Pandemie sichtbar. Im Rahmen der DRITTBEFRAGUNG zeigte sich, dass für 23 der Einrichtungen Ehrenamtliche ‚sehr wichtig‘ bzw. ‚eher wichtig‘ waren. » Dabei übernahmen sie in den meisten Einrichtungen vor allem zeitintensive Aufgaben der Betreuung und Begleitung, wie ‚Beistand für Bewohner*innen (Da sein)‘ und gemeinsame Zeitgestaltung mit den Bewohner*innen‘ durch Unternehmungen und Aktivitäten. Ehrenamtliche unterstützten zudem belastete Angehörige.

Aus den eingangs erwähnten Verbesserungsbedarfen ergaben sich auch die Anliegen an die Fachstelle:

  • Unterstützung bei Qualifizierungsmaßnahmen
  • Beratung zu verschiedenen Themen
  • Förderung ehrenamtlicher Sterbebegleitungen sowie dazugehörig
  • Vernetzung mit verschiedenen Versorgungsakteur*innen

Im Ergebnis gab jede zweite Einrichtung, die im Projekt mit der Fachstelle bekannt geworden war an, dass durch die Fachstelle

  • eine Stärkung der Hospizkultur und Palliativkompetenz durch Fachinformationen und Handlungsempfehlungen (u.a. zu Sterbephase, Qualität in der palliativen Versorgung, Bedarfsmedikation) erfolgte.
  • eine Intensivierung von Kooperations- und Vernetzungsstrukturen (Arbeitskreise, Hospiz- und Palliativnetzwerke etc.) stattfand, sowie
  • eine Qualifizierung der Mitarbeiter*innen durch Fort- und Weiterbildung umgesetzt werden konnte.

Interessant ist Entgegen des generellen Trends der aktiven Kontaktierung durch die Fachstelle wird diese mehr von „Trägervertreter*innen‘ und ‚Pflegeeinrichtungen“ kontaktiert als sie selbst Kontakt sucht, was darauf hindeutet, dass sie sich hier als bedeutsame Anlaufstelle für Anliegen und Fragen rund um Palliative Care etabliert hat.

Zum Weiterlesen, der Abschlussbericht:

https://www.chv.org/dienste-angebote (siehe Fachstelle palliative Versorgung)

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