Kann eine palliativmedizinische Tagesklinik eine Versorgungslücke in der SAPV schließen?

Angebote der Tagesbehandlung zur Entlastung des Gesundheitssystems werden derzeit auf politischer Ebene diskutiert. Ein Ausbau tagesklinischer Angebote kann auch die Versorgung und Begleitung von Menschen mit nicht-heilbarer und fortschreitender Erkrankung unterstützen, durch z.B. palliativmedizinische Tageskliniken (PTK).

Palliativmedizinische Tageskliniken [PTKs] sind ein teilstationäres, meist an ein Krankenhaus angegliedertes Versorgungsangebot der spezialisierten Palliativversor- gung und gehören bisher kaum zur Regelversorgung in Deutschland, da sie nur sehr selten in die Krankenhausplanung der Länder Eingang gefunden haben. Eine Bestandsanalyse von 2021 zeigt, dass acht palliativmedizinische Tageskliniken in Deutschland identifiziert werden konnten, von denen sich damals noch drei im Aufbau befanden.  Im Durchschnitt war die Betreuungskapazität für 3,3 Patient*innen vorhanden, wobei durchschnittlich 5 Patient*innen behandelt werden. PTKs werden zu 75% von den Krankenkassen finanziert, unterstützt durch Spenden, wobei sich 2021 eine der PTKs ausschließlich durch Spenden finanziert.

Ziel einer PTK ist es, eine verbesserte Symptomkontrolle bei den betreuten Patient*innen zu erreichen, damit die Lebensqualität der Betroffenen verbessert wird. Eine stationäre Krankenhauseinweisung soll möglichst hinausgezögert oder vermieden und die ambulante Versorgung durch Überweisung in die PTK sowie die allgemeine ambulante Palliativversorgung (AAPV) und die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) unterstützt werden. Patient*innen können während der Behandlungszeit in einer PTK weiterhin fachärztlich behandelt werden. Das Versor- gungsangebot einer PTK richtet sich an Patient*innen mit einer nicht heilbaren Erkrankung, die in der eigenen Häuslichkeit verbleiben möchten, deren Versorgungsbedarf aber durch eine rein ambulante Versorgung nicht ausreichend gedeckt werden kann.

Die PTK bietet somit ein spezialisiertes Angebot für ambulante Patienten*innen mit palliativmedizinischem Versorgungsbedarf, die keine 24-stündige Krankenhausbetreuung benötigen, denen aber die Fahrten in eine PTK zugemutet werden können. Die meisten Patient*innen einer PTK werden von behandelnden Ärzt*innen (z.B. im Krankenhaus, Hausarzt/-ärztin) oder von einem ambulanten Dienst der Palliativversorgung (AAPV/ SAPV) zugewiesen. Folglich handelt es sich bei den Patient*innen in einer PTK häufig um solche, die bereits ambulant palliativmedizinisch versorgt werden.

Ziel der im Oktober 2023 veröffentlichten Studie zur „Sicht der Zuweisenden auf eine palliativmedizinische Tagesklinik“ war es, die Sicht der zuweisenden Ärzt*innen zu erfahren, um damit ein vollständigeres Bild der Versorgungsmöglichkeiten einer palliativmedizinischen Tagesklinik zu bekommen. Die Studie basierte auf n = 73 auswertbaren Fragebögen.

Die Teilnehmer der Befragung äußerten sich ausnehmend positiv bzgl. der in u.g. Tabelle zusammengefasten Fragen.

Was leistet eine palliativmedizinische Tagesklinik?Jain %
vermeidet stationäre Aufenthalte7299%
Verbesserung Symptomkontrolle7096%
geringerer Zeitaufwand für Patienten4258%
profitiert von medizinischer Kliniversorgung7197%
profitiert von psychosozialer Kliniversorgung7096%

Allein die meist langen Wartezeiten auf eine Aufnahme, bzw. Termine in der PTK, sowie die dort vorhandenen, geringen Kapazitäten wurden bemängelt. Zudem wurde hervorgehoben, dass die PTK das eigene Angebot sichtbarer und bekannter machen sollte.

Die palliativmedizinische Tagesklinik [PTK] als teilstationäre Einrichtung kann laut Studie eine Versorgungslücke spezialisierter palliativmedizinischer Angebote schließen, indem sie tagsüber palliativmedizinische, pflegerische und psycho- soziale Behandlungen anbietet. Die Zufriedenheit der zuweisenden Ärzt*innen mit der PTK ist hoch. Wichtig ist, dass der Austausch zwischen der PTK und den Zuweisenden regelmäßig stattfindet, damit der komplexen Symptomatik von Patient*innen mit palliativmedizinischem Versorgungsbedarf bestmöglich begegnet werden kann.

Die Ergebnisse der Befragung deuten darauf hin, dass eine PTK das Gesundheitssystem durch die Vermeidung von Krankenhausaufenthalten und nicht zuletzt durch die Bündelung von Ressourcen kosten- und zeitsparend entlasten könnte.

Zum weiterlesen

https://shorturl.at/ruW01

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