Empfehlungen für den Auf- und Ausbau von Tageshospizen in Deutschland

Internationale Vorbilder aus England, den USA und Österreich zeigen, dass Tageshospize die Selbstständigkeit und Verbesserung der Lebensqualität betroffener Patient:innen fördern und pflegende Angehörige im Sinne der „respite care‘‘ entlasten können

Das Ziel palliativmedizinischer Tageskliniken ist es, in erster Linie eine medizinische Versorgung zu leisten, die sich auf eine körperliche und psychosoziale Symptomlinderung konzentriert. In palliativmedizinischen Tageskliniken kommt zu einem individuell terminierten, stundenweisen Aufenthalt, bei dem beispielsweise kleine Eingriffe wie Punktionen vorgenommen werden, auch die Möglichkeit, konsiliarisch andere Fachabteilungen hinzuziehen. Der Bedarf für Tageshospize wurde 2010 durch die European Association for Palliative Care (EAPC) auf eine Einrichtung pro 150.000 Einwohner:innen geschätzt.  

Mittels einer systematischen Recherche im Jahr 2021 ließen sich 25 Tageshospize in Deutschland identifizierten, von denen jeweils etwa die Hälfte in Betrieb bzw. im Aufbau/in Planung war. Die Anzahl bleibt zwar nach wie vor weit hinter der Bedarfsschätzung zurück, zeigt aber dennoch einen deutlichen Aufbau der Versor- gungsangebote.  

Aufgrund dieser modernen und innovativen Weiterentwicklung der hospizlich-palliativen Versorgungslandschaft ist es wenig verwunderlich, dass bislang keine spezifische Rahmenvereinbarung für Tageshospize vorliegt. Tageshospize in Deutschland nehmen deshalb des Öfteren Bezug auf die aktuell gültige Rahmenvereinbarung für die stationäre Hospizversorgung. Eine Rahmenverein- barung für Tageshospize ist aktuell in Planung. Zudem existieren noch keine Standards zu Strukturmerkmalen und Qualitätsindikatoren für Tageshospize.

Die Medizinische Hochschule Hannover hat mit Ihrem Projekt ABPATITE nun eine umfassende Analyse des Bestands und des Bedarfs für palliativmedizinische Tageskliniken und Tageshospizes vorgelegt. Zudem gibt sie Empfehlungen für die Versorgungsplanung.

Das Projekt ABPATITE war in drei Phasen gegliedert. In Phase 1 wurde der aktuelle Bestand bestehender und in Planung befindlicher Tageshospize und palliativmedizinischer Tageskliniken in Deutschland erfasst. In Phase 2 wurden in drei unterschiedlichen Arbeitspaketen a) einzelne dieser Einrichtungen aus der Sicht ihrer Leitungspersonen und b) ergänzend aus der Außensicht von Kooperierenden aus dem jeweiligen Netzwerk vor Ort detailliert analysiert. Außerdem wurden c) Präferenzen von Patient:innen sowie Angehörigen für die Versorgung am Lebensende quantitativ erhoben, um den Stellenwert von Tageshospizen und palliativmedizinischen Tageskliniken in der Versorgung aus Sicht der Betroffenen einschätzen zu können. In Phase 3 wurde eine Umsetzungswerkstatt eingerichtet, um die synthetisierte Evidenz aus Phase 1 und 2 zu reflektieren und um daraus mögliche Empfehlungen für den bedarfsgerechten Auf- und Ausbau von Tageshospizen und palliativmedizinischen Tageskliniken in Deutschland abzuleiten. Die Kernergebnisse der Umsetzungswerkstatt wurden durch das Projektteam aufgearbeitet und in konkrete Empfehlungen überführt.

Das finale Set von Empfehlungen zur Ausgestaltung von Tageshospizen enthält insgesamt 40 konsentierte Empfehlungen.

Die konsentierten Empfehlungen können die Arbeit bereits bestehender Tageshospize als auch die Ausgestaltung neuer Tageshospize beraten und stimulieren.

Die vorliegenden Ergebnisse weisen darauf hin, dass eine exakte Übertragung der Rahmenvereinbarung für stationäre Hospize auf Tageshospize in einzelnen Bereichen nicht sinnvoll ist. So bestehen andere Anforderungen an Räumlichkeiten und ein von stationären Hospizen abweichender Versorgungsauftrag für Tageshospize, was in einer gesonderten Rahmenvereinbarung für Tageshospize zu regeln ist. Auch die Zielgruppe und Definition von Aufgaben von Tageshospizen grenzt sich von Inhalten der Rahmenvereinbarung für stationäre Hospize ab. Der abweichende Versorgungsauftrag ergibt sich – laut aktueller Literatur – u.a. aus einem besseren allgemeinen Gesundheitszustand und einem häufig jüngeren Alter der Tagesgäste.

Zum Weiterlesen: Download der Projektbroschüre der Medizinischen Hochschule Hannover mit konkreten Empfehlungen:

www.mhh.de/allpallmed/abpatite

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