„Das gehört sich so…“

… Anreize zur Motivation und Bindung für das Ehrenamt im stationären Hospiz

„Das gehört sich so…“, eine Ehrenamtliche im Hospiz, die seit vielen Jahren in der ambulanten und stationären hospizlichen Arbeit Erfahrungen gesammelt hat, tätigte diesen Ausspruch, der wohl für einen der vielen „Gründe“ bzw. Motivationen steht, sich ehrenamtlich im Hospiz zu engagieren.

Es gibt in der Hospizarbeit besondere Herausforderungen, wie die Konfrontation mit der eigenen Endlichkeit. Begleitungen können zudem innerhalb kürzester Zeit sehr intensiv werden. Daher ist ein hohes Maß an vorbereitenden und flankierenden Maßnahmen für Ehrenamtliche sehr wichtig. Qualifizierungen, Schulungen, Workshops, Teambesprechungen und Supervisionen gehören mittlerweile darum zum Standard.

Der viel bemühte „demografische Wandel“ schlägt sich auch bei der Motivation und Bindung von Ehrenamtlichen nieder.

Diverse Rahmenbedingungen spielen eine wichtige Rolle. Ehrenamtlich Mitarbeitende sind besonders gefragt seit es seit 2015 zu vermehrten kriegerischen Handlungen und Umweltkatastrohen, (Syrien, Afghanistan, Türkei und Ukraine) kam. Viele Helfende Organisationen (THW, DRK, Caritas, Ärzte ohne Grenzen u.a.) haben deshalb Aufrufe zur Gewinnung von Ehrenamtlichen gestartet. Diverse Aktionen waren dabei temporär ausgelegt, aber der „Bedarf“ an ehrenamtlich Tätigen ist weiterhin hoch, was die verfügbare Anzahl der möglichen Ehrenamtlichen für Hospize (stationär und ambulant) beeinflusst. Laut „statista“ engagierten sich im Jahr 2023 über 16,6 Millionen Menschen in Deutschland ehrenamtlich. „Nachbarschaftliches Engagement, Freundschaftsdienste u.ä. sind darin nicht erfasst.

Der überwiegende Anteil des Ehrenamtes in der hospizlichen und palliativen Arbeit ist weiblich, befindet sich im mittleren Alter oder Rentenalter, ist wirtschaftlich abgesichert und verfügt über Erfahrungen im Ehrenamt (Student, 1999).

Studien nennen folgende Gründe für das Engagement als Ehrenamtliche:

  • Erfahrungswissen, religiöse Gründe, Erlebnisse im kirchlichen Raum (Schluchter, 2018, S.8).
  • Engagement aus Werteüberzeugung und Altruismus (Allensbach, S.19)
  • „… innerliches Interesse an dem Prozess, der zum Leben gehört, das endet (Goosensen &Saakers, 2019, S.25)

In persönlichen Gesprächen mit aktiven Ehrenamtlichen wurden folgende Gründe für das Ehrenamt genannt:

  • etwas Sinnvolles tun
  • helfen wollen
  • bereichernde Erfahrungen mitnehmen
  • der Gesellschaft etwas zurückgeben
  • sich gebraucht fühlen
  • Dankbarkeit
  • sinnvolle Freizeitgestaltung

Gelegentlich wird in der Gesellschaft und „populärwissenschaftlich“ argumentiert, dass Ehrenamtliche im Hospiz ihre eigene Trauererfahrung verarbeiten würden. Das kann weitgehend ausgeschlossen werden, wenn „Vorstellungsgespräche“ mit potentiellen Ehrenamtlichen geführt werden und die eigene Trauer thematisiert wird, bzw. nach eigenen aktuellen Erlebnissen (1-3 Jahre) gefragt wird. Dieses ist dann häufig ein Ausschlusskriterium für die (zeitnahe) Aufnahme eines Ehrenamts in einem Hospiz.

Aus diesen Gründen leiten sich folgende Handlungsempfehlungen zur Bindung von Ehrenamtlichen ab:

  • Bildungsarbeit dient der Qualitätssicherung in der Sterbebegleitung im Hospiz nach innen (bezogen auf die helfende Person) und außen (bezogen auf die sterbende oder trauernde Person (Student, J.C., 1999)
  • Inhaltliche und interdisziplinäre Fortbildungen (stärkt auch das Zusammengehörigkeitsgefühl)
  • Wertschätzende Leitung und Koordination der Ehrenamtlichen
  • Persönliche Ansprache, Angebot von Feedbackgesprächen
  • Teilnahme an Betriebsfesten oder Ausflügen
  • „Tag des Ehrenamtes“, Geburtstage u.ä. persönliche Würdigungen
  • Rollenidentität stärken (Teil des Teams zu sein)

Das Aufgreifen der Motivation zur Gewinnung weiterer Ehrenamtlicher, die individuelle Betreuung, persönliche Kommunikation, Qualifizierungsmaßnahmen und die Einbindung in das Team können als „Erfolgsfaktoren“ für eine langfristige Motivation und Bindung in der hospizlichen, begleitenden Arbeit gewertet werden.

Dabei stellt sich eine hier nicht zu beantwortende Frage (möglicherweise aber in anderen Disziplinen wie Philosophie/Theologie): Lässt sich das Sterben überhaupt in irgendeiner Form begleiten oder können wir sowieso „nur Zuschauer:innen“ sein…

Kontakt zur Autorin für Rückfragen / Meinungen:

Autorin: Corinna Kohröde-Warnken, Diplom Pflegewirtin (FH)

Mail: c.warnken@web.de

Quellen: Primärquelle: Herausfordernde Zeiten – Chancen für die Zukunft (2024), HFH- Hamburger Fern- Hochschule Schriftenreihe, Schöne, Merle (Hrsg.), Autorin des Beitrags: Corinna Kohröde-Warnken, Haussatz. S.185 – 194.

www.ifd-allensbach.de

www.statista.de

Goosensen, A. & Saakers, M.: Darum mache ich es. Erfahrungen von Ehrenamtlichen in der Palliative Care. hospiz verlag.

Schluchter, P., Mink, M., Gronemeyer, R. & Heller, A. (2018): Die Kunst der Begleitung. Was die Gesellschaft von der ehrenamtlichen Hospizarbeit wissen sollte. hospiz verlag

Student, J.-C. (Hrsg.) (1999). Das Hospiz-Buch (4. Auflage). Lambertus

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