No Tabu

Die Hospizbewegung ist angetreten, um Sterben, Tod und Trauer wieder in die Gesellschaft zurückzubringen. Viele Hospizvereine und mit ihnen viele Ehrenamtliche feiern in diesem Jahr ihr 20- oder 25-jähriges Jubiläum. Eine gute Zeit, um zu fragen: Sind Sterben, Tod und Trauer in der Gesellschaft angekommen? Ist es kein Tabu mehr, über Sterben, Tod und Trauer zu sprechen?

Im Fernsehen, im Radio und in den Medien sind Hospiz und Sterbehilfe angekommen. Unzählige Filme und Dokumentationen wollen uns den einen oder anderen Eindruck oder die Einsicht vermitteln, wobei beachtet werden muss, dass assistierter Suizid und aktive Sterbehilfe auch als Alternativen aufgezeigt werden, was wir mehr als kritisch sehen. Was uns aber auch auffiel: Besonders in der regionalen Presse wird fortlaufend über Eröffnungen, Jubiläen und Spendenaktionen von/für Hospize geschrieben, aber wenig über die wirkliche Arbeit, die dort verrichtet wird.

In dieser Woche wagte sich nun ein Moderator und wohl Deutschlands bekanntester Arzt an das Thema: Dr. Eckhardt von Hirschhausen besuchte für zwei Tage ein stationäres Hospiz mit seinem Fernsehteam. „Hirschhausen im Hospiz, wie das Ende gelingen kann“ hieß die Sendung. Aber von Hirschhausen beschränkte sich nicht nur auf den Besuch im Hospiz, faktenreiche Einspieler ergänzten seinen Besuch. So auch mit dem Palliativmediziner Dr. Bollig, der mit seinem Letzte-Hilfe-Kurs Passanten im Hamburger Hafen darüber informiert, was „Du und Ich“ am Ende des Lebens für Nahestehende machen können (das Büchlein „Letzte Hilfe“ ist im hospiz verlag erschienen), um zumindest teilweise die Angst vor dem Sterben auf beiden Seiten durch Wissen nehmen zu können. Wir in der Redaktion fanden diese Dokumentation besonders gut, da sie informativ und emphatisch an das Thema heranging und der Moderator aufgrund seiner eigenen natürlichen Herangehensweise wirklich das Leben im Hospiz ohne falsches Pathos zeigen konnte.

Natürlich fallen uns in dieser Doku einige kleine Fehler auf, aber es muss nicht immer perfekt sein, das Menschliche zählt.

Doch es gab auch andere Meinungen, wie beispielsweise Spiegel Online. Leider gefielen der Redakteurin weder die Einspieler („… zersplittert mit peinlichen Einspielern – beispielsweise über Sarg-Probeliegen“) noch der Moderator („… erscheint es einem eine nicht so gute Idee, sterbenden Menschen ausgerechnet den unverwüstlichen Grinsearzt Eckhardt von Hirschhausen an die Seite zu setzen. In Hirschhausen im Hospiz passiert trotzdem genau das.“).

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Sollten Sie die Sendung nicht gesehen haben, können Sie den Beitrag in der Mediathek der ARD finden.